Morbus Bechterew – Frauen spezifische Unterschiede und warum die Diagnose spät gestellt wird

Frauenseminar vom 03. bis 05. September in Königswinter
mit Dr. med. Uwe Schwokowski
von Heike Harnischfeger-Klein, Detmold

Nachdem wir unser erstes Seminar Corona bedingt leider erst im Juni (Therapeutisches Tanzen) in Bad Sassendorf und das zweite Seminar im August (lebe begeistert – jetzt) in Horn-Bad Meinberg durchführen konnten, stand nun auch schon das dritte Seminar vom 03. bis 05. September in Königswinter an. Thema „Unterschiedlicher Krankheitsverlauf des Morbus Bechterews bei Frauen und Männern …“. Als Referenten konnte Frau Harnischfeger-Klein Herrn Dr. med. Uwe Schwokowski, Facharzt für Orthopädie und Rheumatologie, ärztlicher Berater des Bundesverbandes der DVMB, gewinnen. Auf Grund dessen, dass die drei Seminare kurz hinter einander stattfanden, konnte zu Anfang nicht alle Zimmer sofort belegt werden. Nach Rücksprache mit der federführenden Krankenkasse wurde kurzfristig der Teilnehmer-Kreis um Patientenberater unserer Infostände auf Gesundheitsmessen und RehaCare erweitert, sodass zum ersten Mal auch männliche Teilnehmer dabei waren.

Zur Vorstellungsrunde überreichte Dr. U. Schwokowski jedem Teilnehmer einen Fragebogen, in dem dieser kurz seinem Krankheitsverlauf und Erfahrungen beschreiben sollte.
Danach begann Dr. Schwokowski aber auch schon mit seinem Referat, wir hörten über die Historie des Morbus Bechterew, über den russischen Neurologen Wladimir Bechterew, der zwar nicht der Entdecker der Erkrankung gewesen ist, aber in den 1890er Jahren eine Beschreibung der Krankheit veröffentlichte, die besondere Bekanntheit erlangte.

Bei den Erläuterungen zu den Klassifikationskriterien bzw. Leitlinien der Spondyloarthritiden (SpA) geht er zunächst auf den klassischen Verlauf der SpA ein, der axialen SpA, die gewöhnlich mit Entzündungen der Wirbel- und Kreuzdarmbein-Gelenken und der peripheren SpA, die häufig mit Sehnenansatzentzündungen aber auch Entzündungen der peripherem. Gelenke (Psoriasis Arthritis) einhergeht. Hier gibt es schon Unterscheidungen bei männlichen Patienten, bei denen die axiale SpA und bei den weiblichen Patienten, die periphere SpA häufiger anzutreffen ist.

Nach einer kurzen Pause ging Dr. Schwokowski auf die Problematik der Diagnose einer SpA bei weiblichen Patienten ein. Häufig wird der Morbus Bechterew erst nach 5 bis 7 Jahren festgestellt, bei Frauen jedoch dauert es sogar noch länger. Die typischen Symptome des Bechterews beim männlichen Patienten finden sich oftmals nicht beim weiblichen Patienten. Bei ihr werden Entzündungen der peripheren Gelenke oder Sehnenansätze oftmals als rheumatoide Arthritis zuerst diagnostiziert.

Nach der Mittagspause zeigte Dr. Schwokowski sehr anschaulich den unterschiedlichen Verlauf des Morbus Bechterews bei einigen betroffenen Teilnehmern des Seminars. Im Anschluss berichtete Dr. Schwokowski über mögliche therapeutische Optionen bei den SpA. Hier wird zwischen physikalischer Therapie und medikamentöse Maßnahmen unterschieden. In der Regel werden beide Therapieformen miteinander in Abhängigkeit der Erkrankungsaktivität kombiniert. Der BASDAI „Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index“ ist hierbei hilfreich. Bei der physikalischen Therapie kann durch regelmäßige, am besten tägliche, Übungen, die Beweglichkeit lange erhalten werden, jedoch bei erhöhter Krankheitsaktivität muss dies medikamentös z. B. durch NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika) oder Biologika behandelt werden.

Zum guten Schluss ging Dr. Schwokowski auf Fragen zur Gendermedizin ein. Krankheiten verhalten sich nicht geschlechtsneutral, jedoch wird dies bei der Entwicklung von Medikamenten kaum berücksichtigt. Z. B. sind Frauen leichter als Männer, sodass eine bestimmte Dosis bei Frauen zu höheren Konzentrationen führt. Der Körperfett-Anteil ist bei Frauen größer, der Körperwasser-Anteil geringer als bei Männern, woraus sich Konsequenzen für die Konzentration und Verteilung von Arzneistoffen ergeben.

Nach diesem Vortrag „rauchten“ uns allen die Köpfe, es war sehr lehrreich und wir können wieder viel Wissen weitergeben. Herzlichen Dank an Dr. Schwokowski für das interessante und sehr verständliche Seminar.

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Herr Dr. med. Uwe Schwokowski während eines Vortrags
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer